„Ich kann mich – jetzt – noch nicht wirklich entscheiden“
Irgendwas mit….Technik, …mit Menschen,…mit Business…..mit Forschung
Wie bereits in den vorausgegangenen Blogbeiträgen mehrfach angesprochen: Entscheidungen und Problemlösen gehören zu ständigen Leben, auch in der Berufswelt. Nur sollte man frühzeitig die richtigen Fragen stellen.
Lassen Sie uns deshalb mal die Fragen zur Berufs- und Studienwahl anders formulieren:
MEINE Prüffragen an die Studien- und Berufswahl.
Prüffrage 1: Soll ich tun, was mich interessiert bzw. was ich mag oder was SINNerfüllend ist und/oder was SICHERHEIT (in der Lebensplanung) verspricht?
1. Relativ erfahrungslos soll man eine Berufs- und Studienwahl treffen. Dann werden immer dieselben Ausgangsfragen gestellt:
- Was interessiert Dich?
- Was fasziniert Dich?
- Was inspiriert Dich?
- Was würdest Du mit Freude gerne machen?
- Hast Du Ideen, die Du gerne realisieren möchtest?
- Kannst Du etwas gut, fragen Dich andere deshalb um Rat?
- Was macht Dir Spaß?
- Suchst Du eine sinnvolle Tätigkeit?
- Was kannst Du?
- Wo verdienst Du gut?
- Willst Du einen sicheren Job?
etc.
Schaut man sich die Befragungsergebnisse zu den Arbeitsplatzerwartungen der Gen Z an, weichen die Antworten nicht wesentlich von denen der vorangegangenen Generationen ab[1]:
Grundsätzlich ist es richtig, wenn auch diese Gen Z die allgemeinen Erwartungen an ihre beruflichen Tätigkeiten so stellt:
(1) Ja, ich möchte mich auf meine Arbeit bzw. berufliche Tätigkeit FREUEN. Schon am Sonntag freue ich mich auf Montag. Das ist wirklich ganz, ganz wichtig. Auch und gerade aus gesundheitlichen Gründen. Dazu führt zum Beispiel auch der Wunsch nach möglichst frei gestaltbarer, inhaltlich interessanter, kreativer und zeitlich sowie selbständig bestimmbarer Arbeit.
(2) Ja, wenn ich eine herausfordernde, abwechslungsreiche und sinnerfüllende Tätigkeit finde, wäre ich sehr zufrieden. Andere suchen eine Tätigkeit, die sie nicht zu sehr fordert und wären dann auch zufrieden. Sie wollen „wenig Stress haben und viel Freizeit bzw. Urlaub“. Aber wird es letzteres noch in Zukunft geben? Bestimmt, denn zahlreiche Studienfächer und Berufsausbildungen sind qualitativ ausgezeichnet, werden aber nicht mehr in dem bisherigen Umfang gebraucht. Digitalisierungseffekte lassen grüßen. Werden „weniger stressige“ Routineaufgaben massiv automatisiert? Yes. Illusionen in diesem Bereich wären bei dieser letzteren Zielsetzung tödlich.
(3) Ja, ich möchte eine „gute Arbeitsatmosphäre“, d.h. Wertschätzung meiner beruflichen Tätigkeiten, kein Mobbing, freundliche Vorgesetzte und KollegInnen, gute Stimmung, keine verletzendes, diskriminierendes, demotivierendes, von Missgunst und Neid durchsetztes, angstschürendes Arbeitsklima. Nicht überraschend ist diese Ansicht, wenn 56% sich deshalb freundliche, nette, wertschätzende Vorgesetzte wünschen. Empathie also. Sonst suchen sie sich etwas anderes. Das haben leider viele Vorgesetzte, die noch die eher „väterliche“ oder „mütterliche“ Führungskraft spielen, noch nicht verstanden. Sollten Sie aber, da der Fachkräftemangel in bestimmten Bereich offensichtlich ist (IT) und die Zahl der jungen Menschen demographisch betrachtet und statistisch nachweisbar abnimmt.
(4) Ja, ich möchte eine möglichst gute „Work-Life-Balance“. Eigentlich heißt das übersetzt: Wenn ich eine extrem sinnerfüllende Tätigkeit gefunden habe, dann kann ich auch länger daran arbeiten, weil sie mich so zufrieden macht.
(5) SINNHAFTIGKEIT gehört zu den wichtigsten Entscheidungskriterien, ist aber sehr schlecht zu definieren. Manche finden es schon sinnvoll, wenn sie mit ihrem Job die monatlichen Finanzmittel zum Überleben verdienen.
SINNHAFTIGKEIT als Kriterium ist eng verbunden mit der Frage: Will ich etwas LEISTEN? Will ich STOLZ auf mich sein? Oder reicht mir gegenüber anderen nur zu tun als ob? Sich verstellen? Abschreiben bei Klassenarbeiten war schon immer der leichtere Weg. So trainieren viele ihre Abhängigkeit von anderen, von Besseren. Das reicht auf lange Sicht nicht (mehr). „Make a difference“ sagt man in den USA, wenn man „etwas bewegen“ will. Will man das?
SINNHAFTIGKEIT als Kriterium ist ebenfalls mit dem Ziel „Etwas Gutes tun“ verknüpft. Das ist ehrenwert. Hat man zu diesem ethisch-moralisch anerkannten Willen auch die entsprechenden FÄHIGKEITEN (erworben)?
SINNHAFTIGKEIT als Kriterium ist auch mit dem Ziel der (sozialen) ANERKENNUNG vernetzt, was als menschliches Bedürfnis bei vielen noch vor den Bedürfnissen „Essen“ und „Trinken“ steht.
SINNHAFTIGKEIT als Kriterium kann zur Verstärkung einer „LEIDENSCHAFT“ für etwas führen oder deren Voraussetzung sein.
(6) SICHERHEIT ist ein weiteres Entscheidungskriterium. Nimmt deshalb die „Polizei“ den 1.Platz im Schülerbarometer ein?
SICHERHEIT auf lange Sicht ist verständlich. Aber genau darüber muss ernsthaft gesprochen werden. Der Arbeits- und Berufsmarkt verändert sich gerade – schleichend – radikal und stellt dieses Entscheidungskriterium auf eine harte Probe. Wie gesagt, es ändert sich alles. Auch die SICHERHEITserwartung.
Christian Scholz hat in einer Untersuchung diesen starken Wunsch nach SICHERHEIT der Gen Z bestätigt[2]:
Scholz schließt u.a. daraus: „Die Generation Z will auch nicht dauernd von ihrer Führungskraft mit Hinblick auf eine variable Entlohnung „vermessen“ werden. Die Generation Z will schlicht ein Festgehalt mit Wachstumsgarantie“[3].
Zu guter Letzt sprechen auch fast 60% der gut 1.000 Befragten der „Junge Deutsche Studie 2019“, davon, dass „SICHERHEIT“, meist finanzielle SICHERHEIT, für sie „sehr wichtig“ ist[4].
(7) Mit dem Entscheidungskriterium „SICHERHEIT“ verbinden sehr viele der Gen Z das Ziel, möglichst SCHNELL und VIEL GELD in KURZER ZEIT und OHNE große AUSBILDUNG zu verdienen. Verständlich ist dies, wenn man auf die extreme Entwicklung der Kaufkraft- und Einkommensverluste der letzten Jahre blickt, die steigenden Mieten, die steigenden Immobilienpreise, die mickrigen Zinsen, die zunehmende staatlichen Schuldenberge (spätestens nach Corona), die demographischen Schiefentwicklungen, die bedrohlichen Tendenzen in den Sozial-, Renten- und Krankenversicherungssystemen oder den durch Digitalisierung und Automation verursachen Abbau der Arbeitsplätze berücksichtigt. Das Beispiel des „Berufswunsches“ Influencer/in belegt dies deutlich.
Fast jeder 8. Amerikaner im Alter von 13-38 Jahren nennt sich schon „Influencer/in“. Wenn das so weiter geht, dann werden wir bald mehr InfluencerInnen als Follower haben. Allein in den USA „träumen“ fast 90% der Gen Z davon, „Influencer/in“ als Haupt- oder Neben-„Beruf“ auszuüben.[5]. In Deutschland können sich gut 1/3 der Gen Z dies vorstellen[6].
Und in Deutschland?
Zwischen dem SICHERHEITS-Denken der Gen Z und dem „Traumberuf“ Influencer/in sollte man eine Verbidnung herstellen, um die Gen Z besser zu verstehen. Anderseits sollte die Gen Z sich realistisch über die finanziellen Erwartungen klarwerden, die der „Beruf“ einer InfluencerIn/eines Influencers mit sich bringen.
Hier ein paar Beispiele:
„In der Modeblogger-Studie von Styleranking (2015 ) werden für einen Blog-Post durchschnittlich 394 EUR verlangt; für einen Social-Media-Post 155 EUR. Eine Umfrage unter 500 internationalen Influencern mit durchschnittlich 63.000 Followern auf Instagram aus der Branche Fashion/Design beziffert einen Instagram-Post mit 217 US$“[7].
„Mehr als 500 EUR Gewinn pro Monat können rund 20 % der Blogger (Schenk et al. 2014 ) bzw. 10 % (Styleranking 2015 ) der Modeblogs verzeichnen. Etwa 11 % (Schenk et al. 2014 ) bzw. 9 % (Styleranking 2015 ) erwirtschaften einen Überschuss von 1000 EUR oder mehr“[8].
„Nur 10,4 % der Themenblogger geben an, ihr Berufseinkommen aus der Tätigkeit als Blogger zu erzielen (Schenk et al. 2014). Mit zunehmender Professionalisierung von Influencer Relations und Influencer Marketing in den vergangenen Jahren hat sich die
Zahl derjenigen, die mit dem „Influencing“ signifikante Einnahmen erzielen, erhöht.
Nach einer jüngeren, branchenbezogenen Befragung von rund 500 Sustainable Lifestyle1 Influencern nutzen immerhin 31 % ihre Kanäle hauptberuflich“[9].
Blogger Peter Wandinger bringt es – am Beispiel von Instagram - auf den Punkt (9.12.2019): „Mehr Infos, auch zu Deutschland, bietet die Umfrage-Auswertung auf influence.co. Dort gibt es Daten zu den Einnahmen pro Post bei verschiedenen Follower-Zahlen. Hier ein paar Ausschnitte daraus:
5.000 – 10.000 Follower = im Schnitt 90 Dollar pro Post (9 – 18 Dollar pro 1.000 Follower und Post)
25.000 – 50.000 Follower = im Schnitt 168 Dollar pro Post (3,36 – 6,72 Dollar pro 1.000 Follower und Post)
100.000 – 150.000 Follower = im Schnitt 336 Dollar pro Post (2,24 – 3,36 Dollar pro 1.000 Follower und Post)
1 Million Follower und mehr = im Schnitt 1.873 Dollar pro Post (1,87 und weniger Dollar pro 1.000 Follower und Post)“[10].
„Die meisten deutschen Instagrammer verdienen laut dieser Auswertung zwischen 50 und 150 Dollar (43 – 130 €, 28.7.2020) pro bezahltem Post. Richtig viel verdienen hierzulande allerdings die wenigsten. Der Schnitt liegt bei 154 Dollar pro Post, basierend auf rund 300 Umfrageteilnehmern“.
Reicht das?
Auf der Plattform von www.influence.co kann man selbst die Instagram-Influencer-Durchschnittseinnahmen für bezahlte Posts in Abhängigkeit von der Followerzahl für Deutschland (auch in $-Angaben) kalkulieren lassen:
Man kann sich auch gerne mit den Instagram-Influencer-Einnahmen der ganz Großen vergleichen (Zahlen für 2018)[11]:
- Christiano Ronaldo: ca. 50 Post pro Jahr: 47,8 Mio. $ = ca. 1 Mio. $/Post)
- Kylie Jenner: 1,266 Mio. $/Post
- … Pamela Reif: 17.200 – 40.850 €/Post (nicht nur Instagram)
… Leonie Hanne: 7.500 €/Post (nicht nur Instagram)
… Stefanie Giesinger: 4.900 €/Post
… Magic Fox: 2.300 €/Post
… Caro Daur: 2000 €/Post (nicht nur Instagram)
… Vrenifrost: 400 €/Post
Für die Top-InfluencerInnen in Deutschland fallen dann schon vergleichsweise bescheidenere Einnahmen an (3.3.2020)[12]:
- BibiBeauty-Palace: 110.000 €/Monat (= 1,3 Mio. € pro Jahr)
- Anna Maria Damm: Vermögen durch Social Media: Insgesamt 1,8 Mio. €
- Dagi Bee: 15.000 € pro Monat
- Caro Daur: 1 Mio. € /Jahr
Also, immer schön informieren.
EMPOWER YOURSELF.
[1] https://jungedeutsche.de/wp-content/uploads/2020/05/Arbeitswelt-GenerationZ-Highlights-Studie-Junge-Deutsche-2019-Simon-Schnetzer-Jugendforscher-1200.jpg [2] https://die-generation-z.de/wp-content/uploads/2015/02/Auf-Generation-Y-folgt-Generation-Z.pdf [3] https://die-generation-z.de/wp-content/uploads/2015/02/Auf-Generation-Y-folgt-Generation-Z.pdf [4] https://jungedeutsche.de/wp-content/uploads/2020/05/Arbeitswelt-GenerationZ-Highlights-Studie-Junge-Deutsche-2019-Simon-Schnetzer-Jugendforscher-1200.jpg [5] https://www.bloomberg.com/news/articles/2019-11-05/becoming-an-influencer-embraced-by-86-of-young-americans [6] Bitkom Research 2017 [7] A. Schach, T. Lommatzsch: Influencer Relations, Marketing und PR mit digitalen Meinungsführern, 2018, S.243 [8] A. Schach, T. Lommatzsch: Influencer Relations, Marketing und PR mit digitalen Meinungsführern, 2018, S.238 [9] A. Schach, T. Lommatzsch: Influencer Relations, Marketing und PR mit digitalen Meinungsführern, 2018, S.238 [10] https://www.selbstaendig-im-netz.de/geld-verdienen/instagram-einnahmen-follower/#:~:text=Diese%20Zahlen%20beziehen%20sich%20auf,Follower%20%3D%20100.000%20bis%20250.000%20Dollar [11] https://www.selbstaendig-im-netz.de/geld-verdienen/instagram-einnahmen-follower/#:~:text=Diese%20Zahlen%20beziehen%20sich%20auf,Follower%20%3D%20100.000%20bis%20250.000%20Dollar [12] https://www.cosmopolitan.de/influencer-verdienst
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